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Indien - Land der Kontraste
Von Dagmar Schirra
2006 bin ich zum ersten Mal nach Indien gereist. Als ich damals auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel die ersten Kühe auf der Straße gesehen habe, wusste ich bereits, dass es nicht die letzte Reise in dieses riesige zauberhafte Land sein würde. So stand 2023 schließlich Sikkim auf meinem Programm. Eine Woche Sikkim und Darjeeling - hohe Berge, frische Luft, Klöster, Ruhe und Frieden. Da würde doch als Kontrastprogramm ein Stopover in einer dieser vollgestopften, lauten, bunten indischen Millionenstädte perfekt passen! Da ich Delhi schon so oft besucht hatte, fiel die Wahl auf Kalkutta.
Kalkutta stellte ich mir laut, turbulent und ein bisschen dreckig vor. Das traf es auch recht gut. Vor allem am Abend, wenn sich die Straßen in Märkte verwandeln, die Rikschaas, Tuktuks und Autos aber trotzdem unentwegt hupen und überall die Lichter angehen. Es sind Himmel und Menschen unterwegs und man weiß nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Die Mengen an Bettlern, die man in Kalkuttas Straßen erwartet, suche ich vergebens.
Eine der Sehenswürdigkeiten ist das Haupthaus der Ordensvereinigung der Mutter Theresa. Hier ist die Friedensnobelpreisträgerin beerdigt und ihr Grab wird wie ein Hindutempel von Pilgern belagert und mit Blumen versehen. Die Menschen ziehen sogar ihre Schuhe aus, um den Raum zu betreten, in dem sich ihre letzte Ruhestätte befindet. Das Zimmer von Mutter Theresa ist so erhalten geblieben, wie sie es hinterlassen hat: schlicht und bescheiden.
Einen Abstecher wert sind das Kaffeehaus der Universität von Kalkutta, die Straße mit den 100 kleinen Bücherläden vor der Universität, die anglikanische Kirche St. John und der Belur Math am Ufer des Ganges, der hier Hugli heißt. Richtige Kunstwerke sind die Jain Tempel von Kalkutta, besonders der Shree Satilnath Tempel mit seinen tausend Spiegeln und Fliesenmosaiken.
Eine Fahrt auf dem Hugli-Fluss ist am Abend am schönsten. In der Dämmerung kann man vom Boot aus die Menschen an den Ghats beobachten, wie sie sich oder ihre Kleider im nicht ganz sauberen Flusswasser waschen. Vorbei an riesigen Müllhalden, Tempeln und einem Krematorium umfahren die kleinen Dinner Cruise Schiffe riesige rostige Tanker, die aus Bangladesch kommen, um Waren einzuladen. Manche sehen nicht so aus, als seien sie verkehrstüchtig, aber den Eindruck täuscht. Das Essen auf meiner Dinner Cruise-Fahrt hat übrigens hervorragend geschmeckt. Am schönsten war nach Einbruch der Dunkelheit die Howrah Brücke, die in den Farben des Regenbogens angestrahlt wird und im Sekundenrhythmus die Farbe wechselt.
Eine ganz andere Welt zeigt sich weiter im Norden. Darjeeling liegt in Westbengalen, genauso wie Kalkutta, aber der Kontrast könnte nicht stärker sein. Hier wird auch noch teilweise bengalisch gesprochen, aber es herrschen tibetisch und nepalesisch vor. Auch die Küche ist hier vom Einfluss Nepals und Tibets geprägt. Wer Momo liebt, ist hier genau richtig.
Mit mehreren Päckchen Tee im Gepäck geht es nun weiter nach Pelling, wo das Pemayangtse Kloster hoch oben auf dem Berg thront. Die Aussicht ist ebenso eindrucksvoll wie die Gebetshalle, die voller Kunstwerke steckt. Von den Ruinen von Rabdentse ist das Pemayangtse Kloster gut zu sehen und von hier aus bietet sich wieder ein atemberaubender Ausblick auf die Bergwelt. In Pelling hat mir das Sanga Choeling Kloster am besten gefallen. Die jungen Mönche waren damit beschäftigt, Butterskulpturen herzustellen und ich durfte im Innenraum des alten Gebäudes sogar fotografieren. Die Atmosphäre ist vergleichbar mit Tibet. Kein Wunder, sind diese Mönche doch die Nachfahren der Menschen, die 1959 und in den folgenden Jahren aus Tibet geflohen sind.